Die 12-jährige Merriam wuchs in der Gemeinde Dalaguete auf den Philippinen auf. Ihre Kindheit war von harter Arbeit, Gewalt und Armut geprägt. Sie berichtet:
Wir hatten kaum Geld, um uns das Nötigste zu kaufen. Damit wir überleben konnten, arbeiteten meine Eltern hart auf dem Feld. In den Zeiten, wo wir nichts zu essen hatten, gingen wir Kinder nicht zur Schule. Denn wir mussten unseren Eltern auf dem Feld oder zu Hause helfen, oder uns um die jüngeren Geschwister kümmern. Natürlich verpasste ich dadurch viel vom Unterricht. Meine Lehrerin tadelte mich oft, weil ich in der dritten Klasse noch immer Schwierigkeiten mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen hatte. Mir blieb aber nichts anderes übrig, als meiner Familie zu helfen. Jeder von uns musste seinen Teil dazu beitragen.
Meine Eltern stritten sich damals oft, weil sie wenig Geld für Essen hatten. Dann betrank sich mein Vater und ich fürchtete mich sehr vor ihm. Jeden Tag erlebte ich Gewalt zu Hause, wenn der Rausch meinen Vater wieder einmal unberechenbar machte. Zweimal schlug er meine Mutter so sehr, dass er dafür ins Gefängnis kam. Danach veränderte er sich glücklicherweise zum Besseren.
Gerade als wir dachten, dass wir trotz der Armut nun ein friedliches Leben beginnen könnten, traf der Taifun Odette auf unsere Stadt. Er zerstörte unser Zuhause und so standen wir mit einem Mal heimatlos auf der Straße. Glücklicherweise konnten wir in der ersten Zeit bei Freunden unterkommen. Dann schafften meine Eltern es, eine kleine Hütte zu bauen, damit wir unseren Freunden nicht weiter zur Last fallen.
Die Armut und die vielen Rückschläge führten mich zu der Entscheidung, mich bei den Schwestern Maria um einen Platz zu bewerben. Zwei meiner Klassenkameraden hatten mir von dieser weiterführenden Schule erzählt. Mit dem Einverständnis meiner Eltern legte ich die Prüfung ab und war überrascht, als ich diese bestand. Dass ich es an diesen besonderen Ort geschafft habe, gibt mir neuen Mut und ich tue alles für einen guten Abschluss.
Ich bin sehr dankbar, dass ich hier genug zu essen bekomme und lernen darf. Auch die tollen Geschenke, die wir im August erhalten, schätze ich sehr. An Festtagen gibt es Kuchen oder Eis und das ist etwas ganz Besonderes für mich. Die anderen Mädchen und auch die Schwestern sind wirklich nett und herzlich. Ich liebe es, hier zu sein, denn nun kann ich mich ganz auf das Lernen konzentrieren – ohne Gewalt zu erleben oder die Sorgen, wie ich den nächsten Tag überstehen werde. Die Lehrer haben Geduld und Verständnis und sind mir ein großes Vorbild. Dank der wunderbaren Hilfe, die ich bei den Schwestern Maria erfahren darf, blicke ich heute mit Hoffnung in die Zukunft. So ist es mein großer Wunsch, später einmal Krankenschwester zu werden. Dann kann ich meiner Familie und anderen Menschen helfen. Besonders denjenigen, die wie wir am Rande der Gesellschaft leben und sich keinen Arzt leisten können.
Bild oben: Hier erfährt Merriam (Mitte), dass sie bei den Schwestern Maria aufgenommen wird.