Doch noch ein Platz bei den Schwestern Maria

Gamaliel kommt aus Santa Elena aus der Region La Paz in Honduras. Sein Leben nahm eine glückliche Wende, als er zu den Schwestern Maria kam. Der Weg dorthin war von Rückschlägen und neuer Hoffnung geprägt:

Mein Vater verließ meine Mutter, noch bevor ich geboren wurde. Mit ihr, meinem Halbbruder, meiner Großmutter und Urgroßmutter lebte ich unter einem Dach. So war es meine Mutter, die uns alle über Wasser halten musste. Sie arbeitete von morgens bis abends, damit ich trotz unserer Armut die Grundschule besuchen konnte. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Ich musste damals um 5 Uhr morgens aufstehen, um es rechtzeitig zur Schule zu schaffen. Wir wohnten nämlich eineinhalb Stunden zu Fuß von der Schule entfernt. Das Leben war wirklich hart und ich hatte kaum Hoffnung, dass sich das bald ändern könnte.

Als ich in der sechsten Klasse war, erzählte eine meiner Tanten von der Villa de los Niños Amarateca. Ich wollte die Schwestern Maria unbedingt treffen, weil ich wusste, dass das meine einzige Chance auf die weiterführende Schule wäre. Doch bis zu dem Ort, an dem sie am nächsten Tag unterwegs waren, musste ich drei Stunden mit dem Bus fahren. Ich wollte das alles auf mich nehmen. Aber ich hatte weder Geld noch irgendetwas anderes, das ich dem Busfahrer geben konnte. Ich flehte ihn an, mich trotzdem mitfahren zu lassen, aber er wehrte ab. Als ich dann plötzlich meine Mutter sah, füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich wusste, sie hatte dafür gesorgt, dass wir Fahrkarten kaufen können. Und so war es auch, sie bezahlte den Busfahrer und wir machten uns zusammen auf den Weg zu den Schwestern.

Nach einem kurzen schriftlichen Test führten meine Mutter und ich ein persönliches Gespräch mit den Schwestern. Sie wollten uns besser kennenlernen und verstehen, wie die Armut unser Leben bestimmt. Als wir wieder zu Hause waren, betete und hoffte ich, dass ich einen Platz in der Jungenschule bekommen würde. Ehrlich gesagt hatte ich aber auch ein wenig Angst davor, über mehrere Jahre von meiner Familie getrennt zu sein. Einige Zeit später erhielt ich dann die Nachricht von den Schwestern: Mein Name stand nicht auf ihrer Liste, sie konnten mich nicht aufnehmen. Das war ein harter Schlag für mich.

Aber wie gut war Gott zu mir und meiner Familie. Eine Frau aus unserem Ort, die unsere Not kannte, kontaktierte die Schwestern und legte ein gutes Wort für mich ein. Und obwohl sie eigentlich keinen Platz mehr hatten, ließen sie sich davon erweichen und nahmen mich bei sich auf – wohl auf Verdacht, dass nicht alle Neuen kommen würden.

Und nun bin ich hier, in dieser großartigen Schule. Ich durfte schon so viele Dinge lernen, die sich tief in mein Herz gebrannt haben. Mir ist bewusst, dass es ein großer Segen ist, dass ich an diesem wunderbaren Ort leben und lernen darf. Und was mir am meisten gefällt: Ich darf hier Teil einer großen Familie sein. Alle achten aufeinander und unterstützen sich gegenseitig, so gut es geht.

Mit der Unterstützung unserer Freunde und Wohltäter werden die Schwestern ihren Dienst hoffentlich noch lange weiterführen können. Von ganzem Herzen danke ich Ihnen allen für Ihre Großzügigkeit und Ihre Nächstenliebe.

Bild oben: Vier Generationen sind auf diesem Bild zu sehen: links die Mutter, vor Gamaliel seine Nichte, neben seinem Halbbruder die Urgroßmutter und ganz rechts seine Großmutter.

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